MIssbrauchsskandal - Straftaten an Heimkinder
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Querkopf (Montag, 29 Dezember 2014 19:24)
Teil I.
Erschienen:
08.08.2002
Polizei schließt weitere Fälle von Missbrauch nicht aus
38-jähriger Verdächtiger arbeitete bis zu seiner Verhaftung als Erzieher
KORNTAL-MÜNCHINGEN
(alf) – Im Kinderheim Flattichhaus soll ein 38-jähriger Erzieher einen heute zwölfjährigen Jungen zehn Monate lang sexuell missbraucht haben. Das bestätigten gestern Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Heimleitung und das Diakonische Werk Württemberg boten „alle Unterstützung“ an, um die Hintergründe aufzuklären.
In Medienberichten war die Informationspolitik des Flattichhauses und der Trägerin, der pietistischen Brüdergemeinde Korntal, kritisiert worden, da beide vorerst keine Angaben zu Täter und Opfer machen wollten.
In einer Pressemitteilung trat das Diakonische Werk Württemberg dem entgegen. Das Haus habe nichts zu verbergen, hieß es. Aufgrund der andauernden Ermittlungen und zum Schutz des Opfers habe man in Absprache mit den Behörden keine Informationen herausgegeben.
Zudem habe sich das Flattichhaus „seit Jahren mit dem Thema sexueller Missbrauch beschäftigt“. Die Mitarbeiter seien von der Stuttgarter Beratungsstelle „Kobra“ eigens geschult worden.
Im Falle des mutmaßlichen Missbrauchs des heute Zwölfjährigen durch seinen Betreuer habe die Heimleitung sofort nach Bekanntwerden der Vorfälle die Polizei verständigt. Ein Sprecher der Polizeidirektion Ludwigsburg bestätigte dies gegenüber der LKZ.
Das Opfer, das heute noch im Flattichhaus wohnt, hatte sich ein Jahr nach den mutmaßlichen Vorkommnissen einer Mitarbeiterin des Hauses anvertraut.
Der Verdächtige arbeitet seit mehr als einem Jahr nicht mehr im Flattichhaus. Laut Polizei hat er aber bis zu seiner Festnahme am vergangenen Freitag außerhalb des Kreises Ludwigsburg „in der gleichen Branche“ gearbeitet.
Der Polizeisprecher hält es für „denkbar“, dass noch mehr Missbrauchsfälle ans Tageslicht kommen. Die Ermittlungen der Polizei richten sich derzeit auf auffällige Vorkommnisse in der Vergangenheit, die im Licht der Beschuldigungen neu bewertet werden müssten.
Der 38-Jährige sei seit „geraumer Zeit“ als Erzieher tätig gewesen. Er war unter anderem auch bei Ferienlagern als Begleiter mit dabei. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung hatten die Ermittler umfangreiches kinderpornografisches Material sichergestellt.
„Wir bedauern diesen Vorfall zutiefst und sind entsetzt über diesen vermutlichen Kindesmissbrauch“, sagte die Leiterin des Flattichhauses, Schwester Anne Messner. Gleichzeitig versicherte sie: „Wir haben und werden den Ermittlungsbehörden alle Unterstützung gewähren, um die Hintergründe vollständig aufzuklären.“
Dem schloss sich der Sprecher des Diakonischen Werks Württemberg in Stuttgart, Peter Ruf, an. Er betonte, dass man sich jetzt „sehr genau überlegen muss, wie man pädagogisch damit umgeht“. Auf jeden Fall würden die Vorkommnisse mit den Kindern besprochen werden.
Es müsse vor allem darauf geachtet werden, dass bei weiteren potentiellen Opfern nicht das Gefühl geweckt werde, sie hätten selbst Schuld.
Querkopf (Montag, 29 Dezember 2014 19:24)
Teil II.
Erschienen:
29.01.2003: LKZ / 23 /
Sexueller Missbrauch im Kinderheim: Mann vor Gericht
Ehemaliger Erzieher in rund 40 Fällen angeklagt
KORNTAL-MÜNCHINGEN/MARBACH
Vor dem Landgericht Stuttgart beginnt heute der Prozess gegen einen 39-jährigen Erzieher, der im Kinderheim Flattichhaus in Korntal-Münchingen mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll. Ihm werden rund 40 Einzeltaten zur Last gelegt.
Der Fall war im August vergangenen Jahres ans Tageslicht gekommen, nachdem sich ein zwölfjähriges Opfer des damals 38-Jährigen einer Mitarbeiterin des Flattichhauses anvertraut hatte. Damals hatte es noch keine konkreten Hinweise auf weitere Missbrauchsfälle gegeben.
Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart im Vorfeld der Verhandlung mitteilte, werden dem Erzieher nun insgesamt rund 40 Einzeltaten innerhalb eines Zeitraums von September 2000 bis Juni 2002 zur Last gelegt. Die Rede ist von vier Kindern und Jugendlichen, die Opfer des Erziehers geworden sind.
„Dass keine weiteren Verhandlungstermine angesetzt sind, deutet darauf hin, dass der Angeklagte die Taten zumindest einräumt“, so Eckhard Maak, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft. So könnte den Opfern eine Aussage vor Gericht erspart bleiben. Auch das Diakonische Werk Württemberg geht von diesem Verlauf aus und hat für heute eine Presseerklärung angekündigt.
Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war der Angeklagte seit mehr als einem Jahr nicht mehr im Kinderheim Flattichhaus angestellt gewesen.
Wie der Leiter der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf, Jörg Huber, gegenüber der LKZ mitteilte, arbeitete er in gleicher Funktion in einer Wohngruppe der Jugendhilfe Hochdorf. „Er war gerade im Urlaub, den er als ehrenamtlicher Helfer in einem Kinder-Ferienlager verbrachte“, so Huber. Laut Anklageschrift sollen auch in solchen Lagern sexuelle Übergriffe vorgekommen sein.
„Wir sind schockiert und höchst betroffen, dass sich Mitarbeiter so verhalten können“, sagte Jörg Huber. In der Hochdorfer Wohngruppe, die der 39-jährige Angeklagte ein Jahr lang betreute, sei jedoch „überhaupt nichts vorgekommen“. Der Mann sei „unauffällig“ gewesen und habe sich als „ausgebildete qualifizierte pädagogische Fachkraft“ erwiesen.Trotz einer rigorosen Einstellungspolitik könne man den Leuten „nicht hinter die Stirn schauen“, bedauerte der Leiter der Jugendhilfe.
Das Thema „Missbrauch“, auch von Mitarbeitern, sei in seinem Hause schon vor diesen Fällen thematisiert worden, so Huber. Zukünftig solle es aber noch mehr Präventionsarbeit geben, kündigte er an. Aller Voraussicht nach ist heute mit einem Urteil zu rechnen. (Alexander Föll)
Querkopf (Montag, 29 Dezember 2014 19:25)
Teil III.
Erschienen:
30.01.2003: LKZ / 24 / Seite:0
Die „Schwächsten der Schwachen“ sind Verlierer der Tragödie im Kinderheim
Vier Jahre und neun Monate Haft für geständigen 38-jährigen Erzieher – Schutzbefohlene belästigt und dabei auf Video aufgenommen
Für Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen in mehr als 40 Fällen und Besitz von kinderpornographischen Schriften bekam ein 38-jähriger Erzieher aus Murrhardt am Mittwoch vor dem Landgericht in Stuttgart die Quittung: Vier Jahre und neun Monate Haft sowie lebenslanges Arbeitsverbot.
Der pädophile Erzieher hatte zwischen September 2000 und Juni 2002 insgesamt sechs Jungen im Alter zwischen elf und 14 Jahren sexuell belästigt. Wie bereits berichtet, ereignete sich die Mehrzahl der Übergriffe im Flattichhaus in Korntal. Auch bei der nächsten Arbeitsstelle des Mannes in der Jugendhilfe Hochdorf ist es zu einem Missbrauchsfall gekommen.
In der teilweise nichtöffentlichen Beweisaufnahme, die durch heftige emotionale Ausbrüche der Eltern der Kinder begleitet war, setzte sich ein zwiespältiges Bild des Verurteilten zusammen.
Einerseits gelang es ihm, sich durch einen antiautoritären Erziehungsstil und hohen persönlichen Einsatz das Vertrauen der Kinder und Eltern zu erarbeiten. Er schaffte es, zu den größtenteils aus schwierigen familiären Verhältnissen kommenden oder verhaltensauffälligen Kindern eine Beziehung aufzubauen, indem er sich intensiv mit ihnen beschäftigte. Oft besuchte er die Kinder in ihrem Elternhaus, führte sie ins Kino aus oder nahm sie mit auf Zeltlager und Freizeiten.
So groß war der Vertrauensvorschuss der Eltern, dass sie ihn teilweise duzten, ihn sogar zu privaten Feiern einluden.
Die Kehrseite der Medaille: Der Erzieher, der sich die Qualifikation über den zweiten Bildungsweg erarbeitet hatte, nutzte diesen engen Kontakt zu den Kindern für seine eigenen Zwecke aus. Es kam zu sexuellen Übergriffen in seiner Privatwohnung, wo die Eltern ihre Kinder übernachten ließen, im Kino oder auch während Nachtschichten im Kinderheim. Die Taten zeichnete er teils auf Video auf. In seiner Wohnung fanden die Ermittler weitere 2000 Kinderpornos. 3000 Bilder hatte er sich aus dem Internet heruntergeladen.
Vor Gericht zeigte sich der Mann äußerlich ungerührt und wenig reumütig. Auf die Befragungen des vorsitzenden Richters hin flüchtete er sich in den pädagogisch-fachlichen Bereich. Im Flattichhaus war Kollegen schon früh aufgefallen, dass er einzelne Kinder bevorzugt behandelte, sie teilweise offen streichelte. Es kam zu Gesprächen mit der Heimleitung und zu Konflikten mit seiner Vorgesetzten, einer Diakonissin. Der Angeklagte behauptete vor Gericht, erst diese Konflikte habe die Jungen auf seine Seite gebracht. „Sie verwechseln Ursache und Wirkung“, warf ihm der Richter daraufhin vor.
Weil der Angeklagte alle 41 ihm zur Last gelegten Anklagepunkte einräumte, war den Kindern eine Aussage bei der Hauptverhandlung erspart geblieben. Die Eltern von vier Kindern traten als Zeugen auf. Sie schilderten ihre Enttäuschung über den Vertrauensbruch des Erziehers in drastischen Worten. Er habe „die Schwächsten der Schwachen“ ausgenutzt, sagte eine der Mütter. Die Auswirkungen der Übergriffe auf die Familien der Opfer nannten einige „verheerend“. Der Sachverständige sah beim Angeklagten keine Anzeichen für eine verminderte Schuldfähigkeit. Er empfahl eine Therapie, bei der der „strukturelle Pädophile“ lernen müsse, seine Schutzbehauptungen („Ich bin nur nett zu ihnen gewesen“) fallen zu lassen und sein Tun anzuerkennen.
Der Staatsanwalt nannte es tragisch, dass der pädophil veranlagte Mann ausgerechnet den Beruf des Erziehers wählte, dass er zwar fachlich große Erfolge erzielt habe, diese aber derart ins Gegenteil umschlugen. Mit seiner Forderung von vier Jahren und neun Monaten, der das Gericht am Ende entsprach, wurde vor allem das Geständnis des Angeklagten gewürdigt. „Er hat damit allen Seiten sehr geholfen“, waren sich Staatsanwalt und Richter einig. (Alexander Föll)
Brigitte Grötzinger (Sonntag, 24 März 2019 11:12)
Diese Sau "Bernd" war einmal mein Nachbar in Murrhardt. Bei solchen Straftaten wünsche ich mir die US - Justiz und Verbringung der Strafe in einem US Knast. Ich denke, er würde die 20 Knast dort schwer überleben, denn das was er den Kindern antat, wäre sein tägliches Schicksal im Knast. Aber im Kuschelland Deutschland kommt man ja mit billigen Strafen davon.
Brigitte Grötzinger (Sonntag, 24 März 2019 17:58)
Es macht mich noch heute wütend wie er manchmal über seine Arbeit sprach und er machte solch einen engagierten Eindruck. Es wäre mir in den Sinn gekommen, dass er wie er immer sagte "seins Jungs" missbrauchte. Wie naiv ist man damals gewesen! Momentan ist ein neuer Missbrauchsfall eines Logopäden in Würzburg aufgetreten. Falls es sich bewahrheiten sollte, dass auch er seinen Beruf dazu nutzte um an Kinder heran zukommen, so hoffe ich, dass unsere Justiz (meiner Meinung nach) im Jahr 2019 sensibilisierter reagiert, indem das Strafmaß höher ausfällt, denn es ist nichts anderes als seelischer Mord an Kindern.
Marco Triestino (Mittwoch, 19 August 2020 22:57)
Ich kenne diesen Fall ich kenne auch diesen Mann weil ein Opfer davon bin ich